Die sächsische Landwehr

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Zur Erläuterung:

Eigentlich ist die Landwehr nichts spektakuläres, hier und da ein paar Wälle und Gräben im Wald, woanders nur ein langezogener Streifen einer dicht-bewachsenen Hecke. Aber sie ist meiner Meinung nach ein wichtiges Denkmal in meiner Heimat, da sie bedeutend in der Geschichte ist.

Ich weiß, das viele ältere Leute in meiner Heimat die Schleusinger immer als Preußen benannten, also war es mal eine preußische Provinz.
Fast alle Menschen in Hildburghausen wissen, das das Münchner Oktoberfest nur deswegen alljährlich gefeiert wird, weil im Jahre 1810 der Kronprinz und spätere König Ludwig I. von Bayern um die Hand der Therese Charlotte Luise von Sachsen-Hildburghausen angehalten hat. Dabei veranstaltete der Kronprinz Ludwig eine landwirtschaftliche Ausstellung sowie ein großes Fest, welches bis heute einmal im Jahr gefeiert wird. Und weil diese Therese aus dem Hause Sachsen-Hildburghausen stammte, feiert man auch in dieser Stadt zu Ehren derer alljährlich das Theresienfest.
Daher wissen auch recht viele Leute, das Hildburghausen einmal eine sächsische Provinz war.
Was mich jetzt jedoch hier zu den Fotos und die Geschichte der Landwehr bewegt, ist, dass so gut wie niemand etwas mit dem Begriff "Landwehr" anfangen kann, kaum einer hat schon einmal diesen Begriff gehört, und selbst wenn, kennt keiner die Bedeutung, wo sie doch in meinem Heimatlandkreis Hildburghausen im Norden die Grenze zwischen der Provinz des Königreiches Sachsen und dem Königreich Preußen, im Westen zur Grafschaft Henneberg und im Süden zum Königreich Bayern darstellt.


Zur Geschichte:
(Quelle: Hinweisschildern des Thüringischen Landesamtes für Archäologische Denkmalpflege in Weimar)

Sächsische Landwehr

Die ältesten Urkunden benennen sie als eine zum Schutz des Landes errichtete Anlage. 1492 "umb besseres Frides, Nutzes und Schirmes willen Unser Lande Lüte und Herrschafft". Wall und Graben, oft doppelt, nach außen durch dichte Hecken (Hag) geschützt, zogen über 60km von Lichtenau an der Schleuse bis Poppenhausen an der bayrischen Grenze. Dort, wo Wall und Graben fehlten, schützte nur der Hag, die älteste Form der Landwehr. "Sächsiche Landwehr" deswegen, weil sie stets auf sächsischem Gebiet lag und von sächsischen Untertanen der damaligen Pflege Coburg, Ämter Eisfeld, Hildburghausen und Heldburg, errichtet und unterhalten wurde.
Hecken, Gräben und Wälle verhinderten das Durchkommen mit Pferd und Wagen
Heute ist ihr Anfang an der Schleuse weitgehend zerstört. Gut erhaltene Strecken erkennt man südlich der Appelstaler Mühle, oberhalb Poppenwinds bis zur Werra bei Ebenhards und weiter Richtung Zeilfeld. In der Regel stehen Erläuterungstafeln dort, wo besonders gesicherte Dürchgänge (Schläge) waren.


Weitere Hinweise:

Auf dem Heckenbühl, eine Bergregion nördlich von Bürden, gibt es eine kleine Besonderheit. Zum Einen ist die Landwehr dort auf langer Strecke gesehen noch hervorragend erhalten und nur wenig zugewachsen. Zu Anderen verläuft dort nicht nur die Grenze zwischen dem sächsischem Herzogtum Meiningen (H.M.) und dem Königreich Preußen (K.P.), zu sehen an den Grenzsteinen, die 1842 gesetzt wurden, sondern hier stoßen auch noch die Grenzen der Bereiche des sächsischen Amtes Kloster Veilsdorf (Grenzsteine aus dem Jahr 1598 mit dem Sächs. Wappen), Wiedersbach (Grenzstein mit dem großem W und dem Zick-Zack-Wappen) und dem Rittergut Heßberg aufeinander, sodass auch heute noch dort eine Vielzahl von Grenzsteinen auf engem Gebiet zu sehen sind. Einige dieser Grenzsteine sind zumindest von ihrer Beschriftung her gesehen leider schon so stark verwittert, weshalb man nicht mehr erkennen kann, woher sie stammten.

Ebenfalls noch gut erhalten und leicht per Fuß zu erreichen sind die Bereiche bei Poppenwind, zwischen Wiedersbach und Hildburghausen, Zeilfeld und Gompertshausen. Bei den letzten Beiden ist häufig die älteste Form der Landwehr, der Hag, zu sehen.

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